Über die Wichtigkeit der Selbstverantwortung
UDAIPUR. INDIEN.
Nur du alleine bist verantwortlich für dein Glück. Niemand sonst.
Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, ist entscheidend für ein glückliches und zufriedenes Leben. Dein Leben liegt in deinen Händen. Es liegt an dir. Nicht an deiner Vergangenheit, nicht an einen Eltern, nicht an dem Schicksal, mit dem du haderst. Nein. Es liegt ganz alleine an dir, dein Glück zu finden. Daran, wie du mit den Hindernissen umgehst und Herausforderungen anzunehmen lernst.
Jeder von uns hat seinen „Rucksack“ des Lebens zu tragen. Jeder hat seine Geschichte. Kein Leben verläuft reibungslos. Manche hadern mit ihrem Schicksal ein Leben lang, andere stellen sich und versuchen, das beste daraus zu machen.
Ich will euch von einem kleinen Mädchen erzählen, das wir während unserer Indienreise kennen gelernt haben. Auf dem Weg nach Udaipur hielten wir bei einer ländlichen Schule. Hunderte Kinder in roter Schuluniform füllten die Straßen davor. Neugierig stiegen wir aus dem Wagen.
Gerade als wir ankamen, begann das gemeinsame Beten im Innenhof der Schule. Alle waren versammelt, knieten auf dem Boden und lauschten den weisen Worten des Direktors. Er sprach in englischer Sprache, um seine Schützlinge bestmöglich auf die Welt da draußen vorzubereiten. Nach dem Beten sprach er über die Wichtigkeit von Umweltschutz und Bildung.
Wir waren still und beeindruckt, in welcher Weise die Kinder dem Direktor Respekt erweisen. Und nach nur einer Minute hat er sich auch unseren Respekt verdient.
Unter all den Kindern ist mir ein Mädchen ganz besonders aufgefallen. Sie hat sich getraut, den Kopf zu heben und mich anzuschauen. Sie hat mich immer angelächelt, schien glücklich zu sein und hatte so ein unglaubliches Strahlen in ihrem Gesicht. Die Kleine hatte etwas Faszinierendes an sich. Ich wollte mehr über sie erfahren. Nachdem die Kinder in ihren Klassenräumen verschwunden waren, ging ich zu dem Direktor, stellte mich vor und fragte ihn nach dem Mädchen.
Dann erzählte der Direktor, dass er sie bei sich aufgenommen hat. Er hat sie abgemagert auf der Straße vor seiner Schule gefunden. Ihre Eltern seien gestorben und die Großmutter Alkoholikerin. Die Kleine wurde ausgesetzt. Sie hatte niemanden mehr…
Diese Situation hat sich der Direktor nur zwei Tage lang angeschaut. Dann hat er sie in seine Schule gebeten und ihr ein kleines Zimmer in dem Kinderwohnheim angeboten. Direkt neben der Schule hat er ein Gebäude errichten lassen, in dem obdachlose Kinder ein Zuhause und warmes Essen bekommen. Es war ihm sehr wichtig, dass alle diese Kinder auch bei ihm in die Schule gehen konnten. Nur eine gute Ausbildung gab ihnen die Möglichkeit, aus ihrem Leben etwas zu machen, Verantwortung zu übernehmen und gute Menschen zu werden.
Der Stolz der Kinder, in die Schule gehen zu dürfen, spürte man klar und deutlich. Sie gehen gerne in die Schule und schnappen neugierig alles auf, was sie lernen konnten. Die Kinder im Notheim sind schon in derart jungen Jahren auf sich alleine gestellt. Sie lernen schnell, selbstständig zu sein.
Genau wie dieses eine kleine Mädchen. Der Direktor erzählte mir, dass sie davon träumte, Tierärztin zu werden. Ich war so gerührt und so bewegt von ihrer Geschichte und ihrem dennoch so glücklichen Strahlen, dass ich ihr von ganzem Herzen wünsche, dass ihre Träume eines Tages in Erfüllung gehen.
Sie hat eine Chance bekommen, hat das Glück gehabt, von einem verantwortungsvollen Schuldirektor gefunden zu werden. Ja, natürlich braucht es manchmal im Leben auch etwas Glück. Aber dieses Mädchen hat schon früh erkannt, dass es nun an ihr liegt, diese Chance zu nutzen.
Jeden Tag war sie die erste in den Klassen, fegte den Schulboden und sammelte den Müll vom Boden auf. Sie ist fleißig, ehrgeizig und vor allem dankbar, erzählte mir der Direktor. Auch Nachmittags nutzt sie die Zeit, um am Bauernhof einer der Lehrkräfte mitzuhelfen. Jeden Abend nach der Schule und das gesamte Wochenende hindurch. Sie will alles lernen und ihr ist kein Weg zu mühsam. Der Weg zum Bauernhof kostet ihr jeden Tag 45 min. Fußmarsch – in nur eine Richtung. Und dabei war sie gerade erst sieben Jahre alt geworden und eines der kleinsten Mädchen der Schule. Aber man spürt, dass sie keine Ausreden sucht, sondern dass sie verstanden hat, dass es nur an ihr selbst liegt, ihre Zukunft zu gestalten. Sie hat einen Traum, ein Ziel und den nötigen Ehrgeiz, es auch tatsächlich zu schaffen.
Für mich war es ein inspirierender Tag. Mit wertvollen Gedanken und lehrreichen Begegnungen.
Suchst du die Ausreden für ein „Nichtglücklich sein“ in deiner Vergangenheit? Das geht jedem einmal so. Aber hast du schon mal darüber nachgedacht, dass es in Wirklichkeit vor allem an dir selbst liegt, Dinge zu verändern, um glücklich zu werden? Es liegt an dir und deiner Einstellung zum Leben.
Genießen wir den Zauber des Lebens.
Alles Liebe, Berny